Hinweis: Dieser Artikel ist älter als 3 Jahre
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Am Anfang war ein unscheinbares Wippeln. Bestimmt nur ein Krümmel, ein Kleinteil oder abgenutzter Gummifuß dachte ich noch als die deutliche Wölbung meines Macbooks sich mir offenbarte. Der Akku hat sich mit Gasen aufgebläht und drückte von innen gegen die Ober- und Unterschale des Unibody Aluminium-Gehäuse.
Der Mac blieb bis auf Weiteres ausgeschaltet und ich habe diesen aus dem Home-Office in den Keller verbannt. In einem Chafi1 geschützt verbrachte es die kommenden Tage auf dem blanken Estrich. Da alle meine produktiven Systeme auf Linux laufen ein entbehrbarer Verlust. Trotzdem sehe ich nicht ein, auf ein leistungsstarkes Macbook Pro zu verzichten.
Der 95 Wh Lithium-Ionen Akku mit der Typenbezeichnung A1494 meines Mid 2014 Macbook Pro Retina ist sechs Jahre alt und wird wie das komplette Gerät nicht mehr von Apple supported. Ein Unding, ist es mit seiner Intel i7 CPU, 16 GB RAM und 1 TB SSD leistungsmäßig noch lange nicht am Ende und wird zudem vom aktuellen macOS Big Sur unterstützt. Der offizielle Apple Reseller und nach Eigendarstellung „Reparatur-Experte“ verlangte stolze 600,- EUR für den Akkutausch. Dieser sei aufwändig da der Akku verklebt sei. Deutlicher kann die Message „ich will nur verkaufen, nicht reparieren“ kaum noch sein. Es folgte noch ein “Ich sollte überlegen, ob ich nicht doch das brandneue M1-Gerät kaufen möchte”. Sorry, verarschen kann ich mich auch selbst! Ein Ersatzakku aus vermutlich den gleichen China-Quellen denen sich der Fachhändler bedient kostet inkl. Schraubendreher-Set 69,- EUR, bequem via Amazon Prime lieferbar.
Nach ein wenig Recherche im Netz erfuhr ich, dass ich nicht alleine mit diesem Problem bin und dass Zahnseide ein probates Mittel gegen den Kleber ist.2 Der Akkutausch soll am Ende des Tages nicht komplizierter sein wie der Austausch einer SSD oder eines RAM-Riegels.
So habe ich die bereits winterfeste Terrasse wieder aktiviert da ich diese potentiell gefährliche “Operation” nicht in einem Innenraum durchführen wollte.
Langsam und vorsichtig begann ich die Zellen des Akkus vom Gehäuse zu lösen. Von außen nach innen, Zelle für Zelle. Die beiden äußeren „Lappen“ gingen noch relativ leicht von der Hand. Die Zahnseide schnitt sich nach etwas Hin und Her zwischen Akku und Gehäusewand durch die Klebeschicht. Doch bei den weiter innen liegenden Zellen kam ich nicht weiter.
Nach einer halben Stunde war die Sorge groß, die dünne Außenhaut der Zellen zu beschädigen. Zu groß war zugleich auch der Frust auf Apple. Denn eine Notwendigkeit die Akkus mit dem Gehäuse derart zu verkleben ergibt sich aus meiner Sicht nicht. Der Akku passt genau in das Gehäuse und ist bereits mit zwei Schräubchen an der Steckleiste zum Board fixiert. Da wackelt und bewegt sich nichts. Ein zusätzlicher Plastik-Rahmen um die mittleren beiden Zellen versteift den Akku-Block zusätzlich, so dass auch Stabilität als Grund ausscheidet. Wer da eine plausible Begründung für das Verkleben des Akkus hat, der oder die möge mir bitte ein Feedback schreiben. Mir fällt nur geplante Obsoleszenz3 ein.
Manchmal ist es gut aufzuhören. Und so begab ich mich „zurück an’s Zeichenbrett“ wie ich zu sagen pflege. Nach etwas Recherche konnte ich einen kleinen Dienstleister ausfindig machen, der Smartphone-Displays und Akkus tauscht aber auch Notebooks repariert. Keine Hochglanz-Verkaufsflächen, einfach nur ein reiner Reparaturladen ohne auch nur den Versuch, mir ein Neugerät andrehen zu wollen. Etwa eine Stunde wird er brauchen sagte mir der Besitzer. Und da er mich sofort überzeugt und das Notebook eh vor sich offen liegen hat, bestellte ich eine neue Tastatur mit dazu. Auf meiner löste sich altersbedingt bereits die Beschriftung von einigen Tasten.
Selbstverständlich ist der neue Akku nicht verklebt sondern nur eingelegt. Wer weiß, wann ich wieder an diesen heran muss? Der Tausch inkl. Tastatur und Akku kosteten mich etwas mehr als 200,- EUR, ein Drittel der ursprünglich veranschlagten 600,- EUR. Da habe ich auch gerne 10,- Trinkgeld für die Kaffeekasse zurückgelassen.
Ja ich bin mit meinem Reparaturversuch gescheitert. Aber es war ein sinnvolles Scheitern. Denn am Ende habe ich nicht nur ein technisch neuwertiges Gerät. Ich bin auch um eine Erkenntnis reicher: Notebooks mit verklebten Akkus, Speicher oder sonstigen Verschleißteilen kommen mir nicht mehr ins Haus!
In diesem Sinne,
bleibt bitte gesund!