7. Juli 2025, 16:37
Lesezeit: ca. 5 Min

Sechs Jahre und der große Umbruch

Vor gut sechs Jahren habe ich aus gebrauchter Standard-Hardware ein eigenes Storage-System aufgebaut. Kostengünstig und robust im 24/7 Dauerbetrieb. Was ursprünglich als pragmatische Lösung für eine wachsende Datenmenge begann, wurde schnell zum unverzichtbaren Bestandteil meines digitalen Alltags. Sowohl privat für meine Musik- und Fotosammlung als auch beruflich für Projekt- und Kundendaten.

Der heutige Beitrag markiert das Ende dieser ersten Etappe. Gleichzeitig ist es der Beginn einer neuen. Nach sechs Jahren war es Zeit für ein umfassendes Upgrade. Neue Anforderungen erfordern neue Konzepte. Vieles, was 2019 noch als unverzichtbar galt, hat heute deutlich an Bedeutung verloren. Und genau das hat den Weg frei gemacht für eine zeitgemäße, schlanke und flexiblere Infrastruktur.

Der Anfang

Ein kurzer Rückblick ins Jahr 2019: Damals stellte sich mir die Frage, wie ich meine wachsenden Datenmengen effizient und dauerhaft speichern möchte. Zwei Buffalo-NAS-Systeme, ein ständiger Sync dazwischen und das Jonglieren mit externen Platten waren keine tragfähige Lösung. Der Schritt zu einem zentralen Storage unausweichlich.1

Installiert wurde zunächst FreeNAS, das spätere Upgrade auf TrueNAS verlief unkompliziert. Ich entschied mich damals für ein System mit folgenden Hauptfunktionen:

  • Zentrales Daten-Storage mit SMB-Freigaben
  • Nextcloud-Einbindung als “Externer Speicher”
  • Gitea in einem iocage-Jail für Git-Repositories2

Der Stromverbrauch und die Wärmeentwicklung waren für den Dauerbetrieb akzeptabel. Die Geräuschentwicklung durch Lüfter und Festplatten kein Thema, stand das System im ca. 70km entfernten Büro.

Leistungstechnisch war das Setup bedingt durch die alte Hardware keine Rakete, dafür aber grundsolide. Das primäre RAID bestand aus 2× 4TB Seagate Barracuda Festplatten zu einem Stückpreis von ca. 90,- EUR. Über die Jahre wurde es zwei mal mit neuen Platten nachbestückt.3 Das sekundäre RAID lief ohne Probleme durch. Einmal gönnte ich dem Rechner ein RAM-Upgrade auf 24GB. Das war es auch schon in puncto Wartung.

Im Operations gab es dank des Offline-Betriebes und der Isolierung im eigenen vLAN wenig Grund für ständig laufende Updates und Upgrades einzuspielen. Wenn es Updates gab, immer ohne Zeitdruck nach einer gewissen Zeit und “on condition”. Die TrueNAS Updates und Upgrades gaben nie Grund zur Beschwerde. Allerdings bin ich seit 2023 auf dem BSD-basierten TrueNAS Core geblieben und habe den Sprung zu GNU/Linux nicht mehr mitgemacht.4

Der Umbruch

Seitdem haben sich meine Anforderungen und die Rahmenbedingungen geändert. Mit Corona kam die Auflösung des Büros. Die NAS wanderte ins heimische Arbeitszimmer, welches sich direkt über dem Schlafzimmer befindet. Und plötzlich wurde das Geräusch der aufwachenden Platten aus dem Standby und Lüfter wahrnehmbar. Leise, wenn nachts alles ruhig war aber doch wahrnehmbar.

Auch die Entscheidung, die Daten als “Externen Speicher”5 in der Nextcloud einzubinden, hatte zunehmend an Relevanz verloren. Ursprünglich sollte das den gleichzeitigen Zugriff ermöglichen: lokal per SMB und remote über Nextcloud. Heute nutze ich kein einziges Gerät mehr mit SMB-Zugriff. Lose Dateien in Verzeichnisstrukturen auf gemounteten SMB-Netzwerklaufwerken - das klingt wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit.

Dokumente und Belege gehören in ein Managementsystem.6 Und selbst in Projekten ohne Programmierungen kommen bei mir transparente Git-Repositories zum Einsatz, was meine Kunden sehr schätzen.

Hinzu kam, dass meine Nextcloud auf einem kleinen i3 NUC7 lief und leistungstechnisch am Limit kratzte. Die Art der SMB-Einbindung als “Externer Speicher” wurde zum Flaschenhals.

Externer Speicher in der Nextcloud

Nicht zuletzt sehnte ich mich nach mehr Flexibilität. Im Falle eines Ausfalls sollte meine zentrale Arbeitsumgebung, sprich: die Nextcloud zusammen mit allen Daten, möglichst schnell auf einer neuer Hardware wieder in Betrieb gehen können. Eine physische Lösung aus zwei Rechner, einer davon mit einem RAID, bot hier schlicht zu wenig Spielraum.

Es musste nicht nur neue Hardware her. Es war auch an der Zeit, die Architektur anzupassen. Virtualisierung war die logische Konsequenz.

Neue Hardware, neues Konzept

Der betagte TrueNAS-Server wurde durch ein neues, lüfterloses Geekom-A5 Barebone mit AMD Ryzen7 5825U ersetzt. Mit knapp 250,- EUR netto (ohne Speicher) nicht wirklich teuer.

Geekom A5 Server als Proxmox

Statt die Daten auf der NAS zu speichern und anschließend in der Nextcloud via SMB einzubinden, läuft nun Nextcloud direkt als VM mit allen Daten auf einem Proxmox-Hypervisor.8 Bei der Gelegenheit habe ich auch meine alte Gitea-Instanz durch Forgejo9 ersetzt und in einer VM aufgesetzt.

Die alte Storage-Kombination aus 2× 4TB (primär) und 2× 1TB (sekundär) wurde ersetzt durch:

  • 1x 4TB NVMe (WDBLACK SN850X) als primärer Speicher
  • 1x 4TB SSD SATA (Noname) als sekundärer, langsamerer Speicher

Das Backup-Konzept blieb unverändert: Tägliche Datensicherungen vom primärern auf sekundären Speicher, ergänzt durch monatliche Offsite-Backups auf externe USB-Festplatten. Diesmal der kompletten VMs und alles im laufenden Betrieb.

Die fehlende RAID Redundanz gleiche ich durch einen zweiten identischen Geekom-Barebone als Spare aus. Mit einer 4TB NVMe und einem Proxmox “vorbetankt” wird der Rechner in der Verpackung aufbewahrt. Verzichtet habe ich hier lediglich auf den langsamen Sekundärspeicher. Im Fall der Fälle wird dieser einfach aus- und in das Ersatzgerät wieder eingebaut. Das spart wertvolle Zeit bei der Wiederherstellung. Sollte das nicht klappen, bleibt immer noch der Weg über die externen Offsite-Backups.

Ich habe außerdem überlegt, das alte TrueNAS System mit einem Proxmox Backup Server10 neu aufzusetzen und die monatliche Sicherung per Zeitschaltuhr automatisch zu starten. Das würde das Hantieren mit externen USB-Festplatten ersparen. Eine finale Entscheidung steht hier noch aus. Aktuell bleibt die TrueNAS erstmal ausgeschalter und unangetastet in der Ecke, bis sich das neue System in den nächsten Monaten bewährt hat.

Rückblick und Fazit

Der Wechsel von TrueNAS zu Proxmox war mehr als ein reines Hardware-Upgrade. Bitte nicht falsch verstehen, TrueNAS ist und bleibt weiterhin eine hervorragende Lösung für ein klassisches NAS/SAN Storage Konzept. Auch (und gerade) bei einem begrenztem Budget.

Robustheit und Zuverlässigkeit haben wenig mit neuer Hardware zu tun. Ausschlaggebend sind einfache und klare Konzepte. Das bietet mir derzeit Proxmox in Kombination mit Nextcloud und Forgejo.

Gestern hat mich ein verregneter Sonntag zur finalen Umstellung motiviert. Und während die TB an Daten hin und her kopierten, konnte ich diesen Blog schreiben.

Es ist ein gutes Gefühl, die eigene Infrastruktur vollständig unter Kontrolle zu haben und Technologien frei miteinander kombinieren zu können. Ganz so, wie es die Anforderungen und Rahmenbedingungen erforderlich machen.

In diesem Sinne,
Euer Tomas Jakobs

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