Dem Tracking nach war der Weg von China via Holland bis zum Zoll schneller als der weitere Weg innerhalb Deutschlands. Offensichtlich war dieser nicht frei von Irrungen und Wirrungen. Vorgestern war es endlich soweit: Das neue Pinephone-Case mit Tastatur und Akkubank lag vor mir.
Eine Bedienungsanleitung fehlte, ist aber auf der noch im Aufbau befindlichen Wikiseite1 zu haben. Dort habe ich mehr zur Kapazität von 6000 mAh und der offenen Firmware erfahren, die es einem erlaubt, die Tasten beliebig zu tauschen. Aufgrund der Bauform sind lediglich die Tab-, Pine-, Space- und Enter-Taste ausgenommen.
Der wichtigste Hinweis lauerte gefühlt versteckt in einem Nebensatz: Ein Ladekabel darf nur noch am Case angeschlossen werden. Der Ladeweg zum PinePhone verläuft dann über die PoGo-Pins. Der einzige Schalter am Case kontrolliert diesen Weg der Stromversorgung. Auf keinen Fall darf das PinePhone gleichzeitig über PoGo-Pins und einem externen Ladekabel am anderen USB3-Port betrieben werden. Passive Geräte wie Tastaturen und Mäuse oder der im ersten Teil meiner Pinephone-Serie2 gezeigte Convergence-Adapter für Ethernet und HDMI sind okay.
Etwas weniger versteckt ist auf der Unterseite das PINE-, CE- und FC-Logo sowie der Schriftzug “Model: PinePhone Keyboard”. Hier wünschte ich mir mehr Minimalismus und einen kleineren Aufdruck, der sich weniger mit der Formulierung “an understated and unbranded design” auf der Shopseite beißt.3
In der Tastatur schlummert ein IP5209 Controller-Chip, der einen Unter- und Überspannungs- sowie einen Kurzschluss-Schutz für die stromführenden Ein- und Ausgänge bietet. Zusätzlich wird die Temperatur überwacht. Die Batterie ihrerseits weist die gleichen Schutzmechanismen auf. Lediglich auf den Wärmesensor wird dort verzichtet.4
Einen Negativpunkt gibt es bei der Bauweise des PoGo-Pin Anschlusses. Entweder ein Designfehler oder die Produktion hat die Toleranzen nicht eingehalten. Die Pogo-Pins haben bei mir zwar einen Kontakt mit dem PinePhone herstellen können, Tastatureingaben wurden ordnungsgemäß übermittelt, es floß aber kein Strom. Erst ein Hack mit einem Streifen 120g-Papier zwischen der Plastikbefestigung des PoGo-Pin-Rahmens und der Außenhülle des Cases verschaffte den notwendigen Druck auf die Kontakte zueinander. Im PINE-Forum bin ich auf ähnliche Fälle gestoßen und offenbar nicht der einzige Betroffene.5
Wie im jüngsten Status-Update6 beschrieben, nutze ich zum Telefonieren bevorzugt ein BT Headset. Das wird mit Nutzung des Cases zur Notwendigkeit will man nicht dauerhaft ein “Brick” an’s Ohr halten. Mit Akkubank ist das Gesamtsystem schwer und erscheint dadurch solide.
Beim Anblick des aufgeklappten Gerätes kamen mir unweigerlich die späten 90er in den Kopf. Ich konnte nicht anders und musste mein geliebtes Palm V mit der faltbaren Stowaway-Tastatur in voller Größe hervorkramen.
So gesehen stellt das PinePhone die konsequente Fortsetzung einer Entwicklung dar, die bei mir vor genau 23 Jahren begann. Dazwischen gab es so manche technologische Sackgasse mit diversen Telekom-MDAs unter Microsoft PocketPC und ab 2008 mit dem Switch zum technisch besseren iPhone, das aber leider unfrei und immer mehr invasiv zur “Assistenz-Wanze” mutierte.
Wie der Postweg des Cases - alles mit Irrungen und Wirrungen - doch am Ende wird alles gut. Ich bin mit meinem PinePhone zufrieden.
In diesem Sinne,
ein schönes Wochenende!
Euer Tomas Jakobs